Annalise-Wagner-Preisträger 2010


Pauline de Bok

„Es ist mir eine große Ehre, dass »Blankow« mit dem Annalise-Wagner-Preis ausgezeichnet wird.

Für mich bedeutet es, dass meine - ziemlich experimentelle - Art der Erinnerungsarbeit und ebenfalls der Blick von außen in Deutschland gewürdigt werden.

Ich betrachte es als Anerkennung der Tatsache, dass die Vergangenheit uns immer noch bestimmt.

Sie muss in möglichst großer Vielfalt immer wieder neu erinnert werden, damit sie nicht als vollendete Historie oder sogar als mediale Zerstreuung verharmlost wird und individuelle Schicksale beiseite schiebt.

Foto: Jan Banning

Ich betrachte es auch als Anerkennung der Tatsache, dass das Gedächtnis der deutschen Zeitgeschichte nach der Wiedervereinigung grundsätzlich neu aufgearbeitet werden muss, damit es nicht einseitig von der westdeutschen Nachkriegszeit geprägt und so zum Zerrbild wird; damit es darüber hinaus den Deutschen, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind und gelebt haben, gerecht wird.

Das Gedächtnis ist kein Archiv, keine Festplatte, es ist ein lebendiges Organ, das unsere Obhut braucht, damit wir selbst als Menschen und Gesellschaft, auch europäisch und weltweit, nicht verkümmern.“

Blankow, den 9. Mai 2010
Pauline de Bok

Pauline de Bok, geboren 1956, lebt in Amsterdam. Sie studierte Theologie, Philosophie und Germanistik, arbeitet als Journalistin, Übersetzerin und Autorin. „Blankow oder Das Verlangen nach Heimat“ erschien 2006 in den Niederlanden und 2009 im Frankfurter Weissbooks-Verlag in deutscher Übersetzung von Waltraud Hüsmert

Kurzbiographie, Kurzbibliographie (PDF)

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