Annalise-Wagner-Preisträger 2003

Jury des Annalise - Wagner - Preises 2003

Frau Carola Fechner, Hans-Fallada-Klub Neustrelitz e. V.

Frau Heide Hampel, Literaturzentrum Neubrandenburg e. V.

Herr Peter Maubach, Neubrandenburger Museumsverein e. V.

Frau Ingrid Grambow, Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung

Herr Dirk Kollhoff, Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung

Herr Ralf Achim Rotsch, Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung

 

Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Annalise-Wagner-Preises 2003 an „Theater in Neubrandenburg : Beiträge zur Geschichte darstellenden Verhaltens“ von Matthias Wolf

"Das Verstehen der Kultur eines Volkes führt dazu, seine Normalität zu enthüllen, ohne daß seine Besonderheit dabei zu kurz käme...", mit diesem Zitat des Kulturanthropologen Clifford Geertz unter Nutzung seiner Methode der "dichten Beschreibung", die einen Beitrag leisten kann zum Verständnis kultureller Systeme, greift der Kulturwissenschaftler Matthias Wolf weit zurück in die Geschichte einer deutschen Provinz, um sich auf die Spuren von dessen Theater zu begeben.

Auf ca. 280 Druckseiten, inklusive aufschlußreichen Literatur- und Quellenangaben, entwickelt der Autor dem Leser - die Zeitspanne von 1726 bis zum Jahr 2000 umfassend - die Geschichte darstellenden Verhaltens in der Stadt Neubrandenburg mit dessen Schauspielhaus im Zentrum, des (Groß-) Herzogtums und des Freistaates Mecklenburg-Strelitz sowie des Bezirkes Neubrandenburg bis zur gegenwärtigen Situation.

Getreu dem wissenschaftlichem Ansatz, Theater nicht ausschließlich als Kunst, sondern das Theatralische als alltägliche, kulturelle und politische Bewegung - Theater im Alltag - zu betrachten, entstand eine spannende Dokumentation, die, exakt recherchiert, eine fundierte neue Quelle darstellt, auf die nachfolgende Forschung zurückgreifen kann.

Wolf hat in jahrelanger Forschung bisher unbeachtete Materialien erschlossen und damit der Geschichte des deutschen Theaterbetriebes im Besonderen und der mecklenburgischen Regionalgeschichte im Allgemeinen einen wertvollen Dienst erwiesen.

Hier schließt er, wenn auch nicht in direkter Linie vergleichbar, an die Bemühungen der Stifterin des Preises an, die u. a. 1969 „Beiträge zur Theatergeschichte von Neustrelitz von 1726 bis 1848“ veröffentlichte. Genau wie Annalise Wagner kommt auch Wolf auf Grund der historischen Tatsachen nicht umhin, die Verwobenheit der beiden regionalen Zentren Neustrelitz und Neubrandenburg zu beschreiben, wobei ein kulturell-historisches Städteporträt entsteht.

Im Zusammenhang mit dem Forschungsgewinn, dem Vorgehen nach neuesten wissenschaftlichen Methoden, unter Einbeziehung moderner Betrachtungsweisen, möchte die Jury auch besonders den Aspekt der vergnüglichen Lesbarkeit und der literarischen Qualität des Textes hervorheben.