Annalise-Wagner-Preisträger 2004

Jury des Annalise - Wagner - Preises 2004

Frau Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e. V.

Frau Susanne Schulz, Deutscher Journalisten-Verband, Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Herr Frank Selge, Landesheimatverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.  

Herr Jürgen Grundmann, Kuratorium Annalise-Wagner-Stiftung

Frau Gudrun Mohr, Kuratorium Annalise-Wagner-Stiftung

Frau Gundula Tschepego, Kuratorium Annalise-Wagner-Stiftung

 

Vorschlag für den Annalise-Wagner-Preis 2004

Roland Gutsch: Zweieinhalb Tage : Erzählungen
Friedland : Verl.Steffen, 2004

Begründung des Vorschlages

Die Jury würdigt „Zweieinhalb Tage„ von Roland Gutsch als herausragende Prosa. Deren literaturästhetische Vorzüge erwachsen aus der wirkungsvollen Verschmelzung von inhaltlich-thematischen und formal-sprachlichen Komponenten.

Roland Gutsch erzählt Geschichten, die dem Leser nahe gehen und ihn vergnügen. Ob kindliche Abenteuerlust, Entfremdung in der Ehe oder ein deutsch-polnisches Zusammentreffen – für jede Geschichte findet der Autor eine überzeugende Form und Erzählperspektive. Originell und konsequent wird die Sicht der Erzählerfiguren durchgestaltet. Dies macht die Figuren glaubwürdig, erfordert Gespür für die richtigen und irrigen Fährten im Erzählgeflecht und bringt überraschende Wendungen. Die Prosastücke „Kartoffelkrautraum“ und „Zweieinhalb Tage“ wie auch der durchgängige Dialog „Repliken“ konzentrieren die Erzählzeit auf wenige Stunden bzw. Tage. Die erzählte Zeit reicht mitunter weit zurück. Das jeweils aktuelle Geschehen veranlasst zum Erinnern. Die Erzähler erfahren die Unzuverlässigkeit von Erinnerungen, auch ihr Zurechtmachen und Verzerren. Mit dem Motiv des Erinnerns eng verknüpft ist das der kommunikativen Hindernisse. Verkürzte, abgebrochene oder gestörte Kommunikation begründen in „Zweieinhalb Tage“ und „Repliken“ unerwartete Aufbrüche von scheinbarem Einverständnis.

In einer lakonischen, anspielungsreichen Sprache mit Anklängen an Mundarten meistert Roland Gutsch die Spielarten des Komischen souverän. Situationen haben Komik, seine Erzähler sind durchaus mit Selbstironie begabt, die Schilderungen pendeln zwischen Humor und Sarkasmus. Bei manchem ätzenden Spott, gerade in der humoristischen Sicht sind die Geschichten bemerkenswert.

Die Entscheidung der Jury zwischen einem sachliterarischen und einem belletristischen Text von hohem Niveau fiel zu Gunsten der künstlerischen Arbeit von Roland Gutsch. Mit diesem Vorschlag werten die Juroren die besondere ästhetische Qualität der Erzählungen.

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